{{:banner_small.png|}} <html> <FONT SIZE="5"><center>Kopfweiden und Waldmoore – Kulturlandschaft und Klimaschutz am Beispiel des Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe</center></FONT SIZE="5"> </html>

Bestandsaufnahme Kopfweiden und Waldmoore - Exkursionsbericht vom 08. bis 11. Juni 2015

Einleitung

Vom 08. bis 11. Juni 2015 besuchen die Studierenden des Vertiefungsprojektes „Waldmoore und Kopfweiden - Kulturlandschaft und Klimaschutz“ der Technischen Universität Berlin das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe in Brandenburg, um Kopfweidenkartierungen und eine Vegetationsaufnahme im Mörickeluch durchzuführen. Bei der ersten Exkursion, im November 2014, fuhr die gesamte Projektgruppe ins Mörickeluch, um klimatische Messungen aufzunehmen und das Projektgebiet zu erkunden. Dieses Mal teilt sich die Gruppe auf. Eine „Moorgruppe“ geht für vier Tage ins Mörickeluch, um weitere Untersuchungen durchzuführen, während sich die „Kopfweidengruppe“ im Bereich Rühstädt verteilt, um dort Kopfweiden zu kartieren. Die Moorgruppe setzte sich im Vorfeld für die Kartierung im Mörickeluch mit den Kartierbögen des Wamos-Verfahren auseinander. Außerdem wird an zwölf Stellen eine floristische Kartierung durchgeführt und das Vegetationsformenkonzept nach Succow (für GEST-Verfahren) eingeordnet. Das Ziel der Exkursion der Kopfweidengruppe ist, Kartierungen zu Kopfweiden im Gemeindegebiet Rühstädt durchzuführen. Dazu wurde im Vorfeld mittels QGIS, einem Open Source Geoinformationssystem, ein Katalog zur Kartierung sowie eine Kartieranleitung erstellt. Insgesamt können schließlich binnen der vier Tage etwa 500 Kopfweiden kartiert werden. Diese Daten sind eine wichtige Grundlage für die weitere Entwicklung des Pflege- und Entwicklungsplans.

Kartierung der Kopfweiden

Im Gebiet des Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe-Brandenburg wurde zuletzt 1995 Kopfweidenbestände erhoben, seitdem gab es keine systematischen Kartierungen mehr. Um den Zustand der Kopfweiden zukünftig besser bewerten und die Bäume pflegen zu können, ist eine aktuelle Erfassung unbedingt erforderlich. Die Daten von 1995 wurden über QGIS georeferenziert und mit Luftbildern verglichen, um abschätzen zu können, welche Bäume noch vorhanden sind. Als nächstes wird für eine einheitliche Erfassung der Kopfweiden eine Attributtabelle erstellt. Diese Attributtabelle besteht aus mehreren Auswahlmöglichkeiten bezüglich der Erfassungsparameter Baumart, Vitalitätsstufe, Pflegezustand, Stammumfang, Astumfang, Kopfhöhe, Erreichbarkeit, Gefährdung etc. Für die Erstellung der Kartieranleitung orientiert man sich an bereits bestehenden Pflegekonzepten für Kopfweiden (z.B. SCHIEGL 1997). Die Aufnahme der Kopfweiden erfolgt in vier Gruppen à zwei Personen, denen jeweils ein bestimmtes Gebiet im Untersuchungsraum um Rühstädt zugeteilt wird. Die verwendeten Hilfsmittel jeder Gruppe sind ein digitales Tablet mit GPS-Empfänger, Zollstock, Maßband und Fernglas. Mit Hilfe der vom BR bereitgestellten Daten aus dem Jahr 1995 und der georeferenzierten Karten auf dem Tablet, können die Kopfweiden mittels GPS-Empfänger genau bestimmt und erfasst werden. Auch hier gibt die Kartieranleitung mehrere Möglichkeiten vor: Entweder sind die Kopfweiden noch aus dem Jahr 1995 vorhanden, sie fehlen oder es befinden sich neue innerhalb des untersuchten Standortes. Abschließend werden die bestimmten Weiden und deren Standort fotografiert und die erhobenen Daten der einzelnen Gruppen in eine Karte übertragen. Trotz guter Kartieranleitung und motivierter Studenten kommt es zeitweise zu Problemen während der Erfassung: Nicht immer ist eine genaue Kartierung am Standort möglich, weil sich bereitgestelltes und digital zusammengefügtes Kartenmaterial überschneiden und somit der Standort nicht eindeutig identifizierbar ist. Des weiteren sind Kopfweiden nicht zweifelsfrei bestimmbar, wenn der GPS-Empfänger kein Signal hat und somit keine Verbindung zum Tablet herstellen kann. Auch die Erreichbarkeit ist eine nicht unerhebliche Herausforderung: Auf genutzten Ackerstandorten oder dicht bewachsenen Untersuchungsgebieten ist eine einwandfreie Erfassung nicht möglich. Standorte, die nicht erreichbar sind, können nicht erfasst werden. Zuletzt ist auch der Pflegezustand ausschlaggebend für eine exakte Bestimmung: Weiden, deren letzte Pflege schon viele Jahre zurückliegen, sind nicht in jedem Fall noch eindeutig als Kopfweide zu bestimmen. Schließlich können im Gemeindegebiet um Rühstädt eine Anzahl von 561 Kopfweiden an 27 Standorten erfasst werden, was 49 % des Gesamtbestandes von 1151 Kopfweiden ausmacht. Der Pflegezustand der einzelnen Kopfweiden ist sehr unterschiedlich und kann nicht für einen bestimmten Raum festgelegt werden. Innerhalb eines Standortes sind diese jedoch annähernd identisch. Klar erkennbar ist hierbei, dass ein guter Pflegezustand nur auf die Kopfweiden zutrifft, die sich auf privatem Boden befinden. Durchschnittlich weisen die Kopfweiden die Vitalitätsstufe III auf. Der Astdurchmesser schwankt im Schnitt zwischen 20 cm und + 50 cm und ist nicht für einzelne Standorte verallgemeinerbar. Das aus dem Stammumfang ermittelte Alter beträgt bei 2/3 der Bäume 40 Jahre. Es ist jedoch zu beachten, dass die erhobenen Daten nur Stichproben darstellen und weitere Erfassungen notwendig sind, um ein aussagekräftiges Gesamtergebnis zu erhalten.

Vegetationsaufnahme im Moor

Das Ziel der Moorgruppe ist es, einen Pflege- und Entwicklungsplan für das Mörickeluch als CO2-Senke zu erstellen. Dazu setzt sich die Gruppe mit verschiedenen Methoden auseinander. So nutzt die Moorgruppe für die Exkurison die Kartierbögen des DSS-WAMOS-Verfahrens, um das Mörikeluch zu kartieren. Kartiert wird hierfür die Vegetation, die Torftiefe, der Zersetzungsgrad des Torfes, die hydrostatischen und hydrogenetischen Verhältnisse und weitere Parameter. Außerdem wird an zwölf Stellen eine floristische Kartierung nach Braun-Blanquet durchgeführt. Zudem wird das Vegetationsformenkonzept nach Succow (für das GEST-Verfahren) angewendet. Die Daten werden nach der Exkursion über das DSS-WAMOS-Verfahren ausgewertet. Die Ergebnisse finden sich im PEP zum Mörickeluch. Bei der Kartierung an verschiedenen Standorten, wie auf dem offenen Moor oder dem Damm, werden seltene und streng geschützte Pflanzenarten gefunden, z. B. das Scheidige Wollgras (Eriophorum vaginatum) oder der auf der Roten Liste stehende Sumpf-Bärlapp (Lycopodiella inundata). Nach Auswertungen der gesamten Daten ist die Fertigstellung der Entwicklungsplanung für das Mörickeluch als CO2-Senke der nächste Schritt.

Rücksprache mit dem Biosphärenreservatsleiter Hr. Rannow

Am Mittwochnachmittag treffen sich die Studierenden nach der Kartierung mit Hr. Rannow, Leiter des Biosphärenreservats, um mit ihm über die Fortschritte im Projekt seit dem letzten Treffen in der ersten Exkursionswoche im November 2014, die Kartierung und Vegetationsaufnahme und die weiteren Schritte zu sprechen bzw. darzulegen. Hr. Rannow möchte die Arbeit der Studierenden nutzen um beim Landschaftspflegeverband ein Leader-Projekt zum Erhalt der Kopfweiden anzustoßen.

Mörickeluch

Bezüglich des Mörickeluchs erläutert die Moorgruppe Hr. Rannow das GEST- und WAMOS-Verfahren. Die während der Exkursion aufgenommenen Daten müssen im Rahmen der Literaturauswertung eingeordent werden, bevor konkrete Ergebnisse dazu genannt werden können.

Kopfweiden

  • Pflege von Kopfweiden durch Eigentümer

Die meisten der Kopfweiden werden aktuell von den Eigentümern gepflegt. Dennoch fällt die Pflege mangelhaft aus, da nicht genug gepflegt werden. Inbesondere im Hinblick auf den demographischen Wandel, der die Region besonders stark betrifft, ist zu erwarten, dass es immer weniger Menschen geben wird, die Interesse an der Pflege der Kopfweiden haben.

  • Flurneuordnung

Im Moment wird in Rühstädt eine Flurbereinigung durchgeführt (durch das Landesamt für ländliche Entwicklung und Flurneuordnung), in deren Folge Flächen ihre Besitzer wechseln. So kann es passieren, dass gepflegte Kopfweiden von den neuen Besitzern nicht weiter gepflegt werden. Außerdem werden einige Kopfweiden ihre begleitende Struktur in der Landschaft (z. B. Markierung von Flurgrenzen) verlieren und aufgegeben werden.

  • Vertragsnaturschutz

Zuletzt konnten die Kopfweiden über Vertragsnaturschutz erhalten werden, jedoch sind Fördermittel hierfür nicht mehr vorhanden.

  • Entwicklung neuer Nutzungsformen – Energetische Nutzung

Da die ursprüngliche Nutzung der Kopfweiden, durch die diese Kulturlandschaft entstand, weggefallen ist, ist der Erhalt der Kopfweiden bedroht. Der Erhalt der Kopfweiden ist laut Hr. Rannow nur sinnvoll, wenn ein neuer Nutzen geschaffen wird. Eine Möglichkeit wäre die energetische Nutzung des Schnittguts. Hierfür muss quantifiziert (Infrastruktur, Standorte, Transportkosten etc.) werden, ob es eine wirschaftlich lohnende Möglichkeit gibt. Der NABU führte bereits eine Studie zu diesem Thema durch, die Hr. Rannow an die Studierenden weiter leitet.

  • Ausgleich und Ersatz

Vor allem alte Bäume in der freien Landschaft haben einen hohen ökologischen Wert. Im Zuge der Erstellung des FFH-Managementplans zeigte sich, dass es in der Region wenig Altholz („Lebensraumtyp C“) gibt, sondern vor allem junge Forstbestände. Da gepflegte Kopfweiden frühzeitig Eigenschaften von Altholz haben (Höhlenbildung, Mulm etc.), wäre eine Möglichkeit, Kopfweiden als Kompensation zu betrachten. Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, wie sie ehemals durchgeführt wurden (beispielsweise Neuanlage von Hecken), sind in der Landwirtschaft allerdings nicht mehr erwünscht. Wünschenswert wäre ein Flächenpool/ Ökokonto, in dem auch der Erhalt von Kopfweiden als Maßnahme aufgeführt ist.

  • Arten- und Biotopschutz

Bisher ist noch nicht untersucht worden, ob es einen Eremitenbestand im Untersuchungsgebiet gibt, obwohl ein Bestand in räumlicher Nähe bekannt ist. Eine Möglichkeit bestünde darin, Kopfweidenbestände als Biotop schützen zu lassen.

  • Priorisierung

Bezüglich der Priorisierung von Kopfweiden stellt sich die Frage, ob alle Kopfweiden im gesamten BR erhalten werden sollen oder nur exemplarisch. Denkbar wäre nach Hr. Rannow – sollte der Erhalt der Kopfweiden nicht möglich sein – eine Art Freilichtmuseum um das Besucherzentrum des BR zu errichten, um zu zeigen, wie die Kulturlandschaft der Region ehemals beschaffen war. Durch die Studierenden muss analysiert werden, ob es sinnvoller ist, alte Bestände zu erhalten, oder sich weiter auf die gut erhaltenen Kopfweiden zu konzentrieren.

Projektvorstellung

Hr. Rannow bietet den Studierenden an, das Projekt im kleinen Rahmen, vor dem BR und der Naturwacht, oder auch dem Landschaftspflegeverband vorzustellen. Zudem ist ein Artikel über das Projekt in der nächsten Ausgabe der Zeitung des BR „Adebar“ angedacht.

Fazit

Die vom 08. bis 11.06.15 durchgeführte Exkursion, in der die Datenerhebung der Kopfweiden rund um die Gemeinde Rühstädt mittels eigens erstellter Kartieranleitung erprobt und umgesetzt werden, kann als sehr erfolgreich eingeschätzt werden. Mit 561 kartierten Kopfweiden an 27 Standorten werden fast 50 % des Gesamtbestandes der Gemeinde innerhalb von vier Tagen erfasst. Auch die Datenerfassung im Mörickeluch bringt aufschlussreiche Informationen, die im weiteren Verlauf des Projektes bei der Entwicklungsplanung des Moores als CO2-Senke von Nutzen sein werden. Zukünftig sollte die Fortführung der Kopfweidenerfassung anhand der Kartieranleitung priorisiert werden, um eine qualitativ hochwertige Gesamtaussage zum Kopfweidenbestand der Gemeinde machen zu können und daraus Maßnahmen zu deren Erhalt abzuleiten.


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