{{:banner_small.png|}} <html> <FONT SIZE="5"><center>Kopfweiden und Waldmoore – Kulturlandschaft und Klimaschutz am Beispiel des Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe</center></FONT SIZE="5"> </html>

Die Klimatischen Bedingungen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Einleitung

Regionale Klimabedingungen haben großen Einfluss auf die Lebensbedingungen für den Menschen und auch die ökologischen Standortfaktoren für Fauna und Flora einer Region.

Wie groß der Einfluss regionaler Klimaten ist, wurde für das Elbe-Einzugsgebiet durch die Hochwasser von 2002 und 2013 deutlich. Diese waren auf das Zusammenkommen verschiedener Wetterbedingungen zurückzuführen. Die Wetterbedingungen die zu dem Hochwasserereignissen geführt haben, sind als extrem zu bezeichnen, da diese sowohl mit Blick auf die Wahrscheinlichkeit des Auftretens als auch mit Blick auf das Überschreiten von bestimmten Grenzwerten (Pegelhöchstständen) deutlich vom langjährigen Mittel abweichen.

In Zukunft ist durch den anthropogenen Klimawandel mit einer nachhaltigen Änderung der Dynamik regionaler Klimaten zu rechnen (IPCC 2014). Die verschiedenen Klimaszenarien des IPCC projizieren insbesondere eine Zunahme von extremen Wetterereignissen, daher ist die Betrachtung regionaler Klimaten in den Fokus des gesellschaftlichen Diskurses gerückt.

„Das Auftreten (…) außergewöhnlicher Ereignisse bedingt regelmäßig zum einen eine Anfachung der Diskussion um die menschliche Einflussnahme auf das Klimasystem und zum anderen die Frage nach dem historischen Äquivalent des aktuellen Ereignisses und damit nach Einordnung des rezenten Geschehens in den Kontext langzeitlicher Klimavariabilität.„ (Glaser et al. 2003)

Auf regionaler Ebene müssen zudem die verschiedensten Anpassungs- und Mitigationsmaßnahmen zum Klimawandel organisiert werden. Im Biosphärenreservat Flusslandschaft-Elbe (BR) gibt es vielfältige Anstrengungen in beiden Kategorien. So wurde im Rahmen der Auenrenaturierung bei Lenzen/Elbe eine Deichrückverlegung umgesetzt, die dem Fluss mehr Raum in seinem Flussbett gibt und so der Gefahr durch Hochwasser entgegenwirkt (Anpassungsmaßnahmen). Die Renaturierung von Mooren wie dem Rambower Moor wiederum stellt eine Mitigationsmaßnahme zur Sequestierung von Kohlenstoff dar (Lorenz 2008; Projektgruppe BR 2006).

Es gibt also ein nachvollziehbares Interesse die klimatischen Abläufe und ihre Dynamik hochaufgelöst zu erfassen und zu projizieren, um Gefahren abschätzen zu können und Anpassungs- und Mitigationsmaßnahmen sinnvoll planen zu können. Die folgende Arbeit gibt einen Überblick der regionalen Klimate im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe in seiner Entwicklung und momentanen Ausprägung. Um die weitere Klimaentwicklung in die Zukunft zu extrapolieren werden ausserdem regionale Klimamodelle für das Elbe Einzugsgebiet vorgestellt.

Regionale Klimafaktoren

Bezug Makroklima zu regionalen Mesoklimaten

Bei der Betrachtung von klimatischen Eigenschaften eines Gebiets sind die betrachteten Skalen von entscheidender Bedeutung. In der Klimatologie unterscheidet man zwischen der Makroskala (kontinentale und globale Zusammenhänge), der Mesoskala (Landschaften bis zu einigen hundert Kilometern Ausdehnung) und der Mikroskala (wenige Meter bis einige Kilometer).

Auf der Makroskala gibt es über die allgemeine atmosphärische Zirkulation der Erde mit seinen verschiedenen Einflussgrößen relativ gut gesicherte Erkenntnisse (Kappas 2009). Mit zunehmender Auflösung wirken sukzessive zusätzliche Einflussfaktoren auf die klimatischen Verhältnisse eines Untersuchungsgebiets.

Die geografische Breite bestimmt die solarklimatischen Grundlagen einer Region, diese wird durch die atmosphärische Zirkulation modifiziert. Mit zunehmender Skalierung und Auflösung findet also eine Ausdifferenzierung der beobachteten (und projizierten) Klimatologien statt. Auf der Mesoskala wird es zunehmend schwieriger die modellierten klimatischen Verhältnisse mit realen, gemessenen Zuständen in Einklang zu bringen. Dabei ist es schwierig eine einheitliche Definition und Skalierung von regionalem Klima vorzunehmen, da der Begriff je nach Fragestellung und lokalen Bedingungen in sehr verschiedenen Zusammenhängen benutzt wird. Im Kontext dieser Arbeit wird das BR der Mesoskala zugeordnet. Hierbei ist zu beachten, dass aber auch dies nur eine Annäherung zur Klassifikation des Untersuchungsgebietes darstellt. Die tatsächlichen Verhältnisse an einem Punkt sind zusätzlich durch Mikroklimate bestimmt. Diese sind zwar nicht Gegenstand dieser Betrachtung, müssen aber je nach Fragestellung berücksichtigt werden (Kappas 2009).

Das Untersuchungsgebiet

Das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe (BR) umfasst einen ca. 400 km langen Abschnitt um den 52ten Breitengrad am Mittellauf der Elbe und ist naturräumlich der Großlandschaft des Norddeutschen Tieflandes zugeordnet (Abb. 1).

Abbildung 1: Karte des Elbe Einzugsgebietes, Ausschnitt des BR Flusslandschaft-Elbe grün hervorgehoben (FGG Elbe 2011)

Der Flächenanteil des Land Brandenburg mit dem Landkreis Prignitz am Gesamtgebiet umfasst 15,5% und ist geprägt von glaziale Geest- und Talsandbereichen und der mäandernden Elbe (ebd.).

Regionale Klimafaktoren des BR

Klimatisch befindet sich das Untersuchungsgebiet am Übergang zwischen maritim-atlantisch zum subkontinentalen Klimabereich. Durch die Lage in Mitteleuropa ist die Region vom Westwinddrift der Mittelbreiten ganzjährig beeinflusst (im statistischen Mittel). Diese makroskaligen Bedingungen führen vor allem maritime (d.h. feuchte) Luftmassen des Nordatlantik heran und bilden zusammen mit dem Gebirgsrahmen der Alpen zwei wichtige Faktoren für das Klima in Mitteleuropa (Endlicher & Weischet 2000).

Klimageschichte im Gebiet des BR

Wie ganz Europa ist das Untersuchungsgebiet sowohl naturräumlich als auch klimatisch vom jüngsten Eiszeitalter, dem Quartär, und der anhaltenden Warmzeit, dem Holozän, geprägt. Im Zuge der Weichselvereisung kam es zur Ausbildung des Elbe-Urstromtals, welches im aktuellen Flussverlauf noch sichtbar ist. Klimatisch folgte die Region der klimatischen Variabilität der letzten 12.000 Jahre, die sich in verschieden stark ausgeprägte kalte und wärmeren Phasen gliederte (Projektgruppe BR 2006).

Systematisch werden Klimadaten erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts erfasst. Für weiter zurückreichende Zeiträume gibt es weniger gesicherte Daten (Glaser et al. 2003; WMO 2014). Die Betrachtung der rezenten Klimate nimmt im Zuge der Klimafolgenforschung aber eine wichtige Rolle ein, insbesondere als Basis für statistische Modelle (siehe Kapitel 4). Da für weiter zurückliegende Zeiträume keine direkten Klimadaten existieren, bedient man sich in der historischen sog. Proxydaten. Hierbei werden aus Daten, die klimaabhängig sind Rückschlüsse auf die klimatischen Bedingungen gezogen. Für das Elbe-Einzugsgebiet sind hierbei z.B. Hochwassermarken zu nennen, wie Sie in vielen Städten im Elbverlauf existieren, die Aussagen über Häufigkeit und Grenzwerte von Hochwasser geben (Glaser et al. 2003). Es existieren für den Untersuchungsraum keine räumlich und zeitlich ausreichend aufgelösten historischen Klimadaten, um für die Klimaelemente Temperatur und Niederschlag regional aussagekräftige Einordnungen vorzunehmen. Daher werden diese in Abbildung 2 und 3 für Deutschland dargestellt, hierbei ist zu beachten, dass die Variabilität bei regionaler und lokaler Skalierung stärker ausgeprägt sein kann (Institut für Atmosphäre und Umwelt, Uni Frankfurt 2008).

Abbildung 2: Deutschland Temperatur, Jahresanomalien, 1761-20070 (Institut für Atmosphäre und Umwelt, Uni Frankfurt 2008) Abbildung 3: Deutschland Niederschläge, Jahressummen, 1901-2007 (Institut für Atmosphäre und Umwelt, Uni Frankfurt 2008)

Aus den Daten geht hervor, dass die Temperaturanomalien relativ zur Normalperiode 1961-1990 in den letzten 250 Jahren zugenommen haben (Abb. 2). Diese Tendenz trifft auch auf die Jahressummen der Niederschläge zu, wobei diese auch in der Varianz (quadratische Abweichung der Variablen vom Erwartungswert) zugenommen haben (Abb. 3). Es zeigt sich aber auch, dass es zu allen Zeiten Wetterextreme gegeben hat (Abb. 2; Abb. 3). Dieser Aspekt hat Relevanz für die Extremwertstatistik - und somit auch auf die Klimaprojektionen (vgl. Kapitel 4).

Aktuelle regionale Klimasituation

Klimaelement: Niederschlag

Die klimatische Ausgangslage der Makroskala resultiert in einer Abnahme des Niederschlages mit zunehmender Kontinentalität von West nach Ost. Das deutsche Elbeeinzugsgebiet ist gekennzeichnet von relativ geringen Jahresniederschlägen. Im Zeitraum von 1961-1990 lag der Median des Gebietsniederschlags mit 610mm deutlich unter dem deutschen Durchschnitt (Wechsung 2005). Im mittleren Elbeabschnitt beträgt die mittlere Niederschlagsmenge 500-550mm/Jahr. Im unmittelbaren Bereich des Elbe-Urstromtals werden jedoch lokal auch deutlich höhere Niederschläge von bis zu 690mm/Jahr gemessen (Projektgruppe BR 2006). Die absoluten Niederschlagswerte können also trotz der regional trockenen Bedingungen lokal sehr variabel sein. Die klimatische Wasserbilanz (Differenz aus Niederschlag und potenzieller Evaptranspiration) ist im Sommerhalbjahr von April bis September negativ, im Winterhalbjahr von Oktober bis März positiv (PIK 2009).

Klimaelement: Temperatur

Mit zunehmender Kontinentalität nehmen auch die Temperaturamplituden von Sommer und Wintertemperaturen im Elbeeinzugsgebiet zu, d.h. es gibt einen Gradienten von West nach Ost von zunehmenden Sommertemperaturen bei parallel abnehmenden Wintertemperaturen. Im Untersuchungsgebiet betragen die mittleren Jahrestemperaturen gegenwärtig zwischen 8,2-8,8°C (ebd.). Im kältesten Monat werden im aritmetischen Mittel -3,1°C gemessen, im wärmsten Monat betragen die mittleren Temperaturen 22,9°C. Im Jahresverlauf treten durchschnittlich 30 Sommer- und 86 Frosttage auf - jeweils bezogen auf die Normalperiode 1961-1990 (PIK 2009). Ein Sommertag ist die meteorologische Bezeichnung für einen Tag, an dem die Tageshöchsttemperatur 25°C erreicht oder überschreitet. Frosttage bezeichnen Tage, an denen das Minimum der Lufttemperatur unter 0°C liegt.

Zukünftige Entwicklung, Klimaszenarien

Um Aussagen über die zukünftige Entwicklung regionaler Klimate zu treffen, werden sog. regionale Klimamodelle eingesetzt (RCM - Regional Climate Models). Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Ansätze, die als Basis für Klimamodelle herangezogen werden. Auf der einen Seite gibt es die sog. genetisch-dynamischen Klimamodelle, welche sich aus dem planetaren Energiehaushalt der Erde ableiten. Dem gegenüber stehen statistische, effektive Klimamodelle die sich auf die Auswirkungen der Klimabedingungen mittels verschiedener Indikatoren wie Vegetation, Hydrologie, Aridität und Humidität beziehen. Alle Klimamodelle können einem der beiden Typen zugeordnet werden (Kappas 2009).

Tabelle 1: Vergleich zwischen dynamischen und statistischen Klimamodellen (eigene Darstellung nach Kappas 2009)

Dynamische ModelleStatistische Modelle
Ursächliche Begründung für KlimaKeine ursächliche Begründung möglich
Zonierung auf Grundlage der StrahlungsbilanzDefinition aufgrund von Indikatoren (tatsächliche Messwerte)
Hohe Komplexität der RechenmodelleGeringe Komplexität, viele Varianten mit verschiedenen Szenarien darstellbar

In Bezug auf die Skalierung bedienen sich regionale Klimamodelle an den Rändern des Untersuchungsgebietes den globalen Klimamodellen (GCM - Global Climate Models), sie sind aber gekennzeichnet durch eine wesentlich höhere Auflösung, wodurch Klimafaktoren der Mesoskala berücksichtigt werden. Insbesondere die Ergebnisse von globalen Zirkulationsmodellen aus dem Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) - insbesondere ECHAM4 - werden als Eingangsgrößen genutzt und auf regionalen Maßstab transformiert (Lorenz 2008).

Abbildung 4: Verschachtelter Ansatz regionaler Klimamodelle (WMO 2014)

Die Szenarien-Studie GLOWA-Elbe

Für das Elbe-Einzugsgebiet wurde im Rahmen der interdisziplinaren Szenarien-Studie GLOWA-Elbe (Globaler Wandel-Elbe) projiziert, wie sich die globalen Klimaveränderungen regional auswirken werden. Für die Projektion der Klimaentwicklung wurden die Emissions-Szenarien A1 und B2 des IPCC als Eingangsgrößen genutzt und mit zwei statistischen und einem dynamischen Modell gerechnet (Wechsung 2005). Diese Projektionen stellen keine klimatische Prognosen (Vorhersage) dar, da Ihnen nicht nur messbare Klimaparameter zugrundeliegen. Sie definieren Modellannahmen über die sozioökonomische Entwicklung und daraus resultierende atmosphärische Konzentrationen von Treibhausgasen und extrapolieren diese in die Zukunft (CSC 2012).

REMO

Das dynamische regionale Klimamodell REMO wurde auf das B2 Szenario angewendet, unter Einbeziehung des globalen Klimamodells ECHAM4. Die feine Modellauflösung berücksichtigt auch regionale Gegebenheiten wie Relief, sowie die Lage und Bewuchs der Elbtalauen (ebd.). Die Genauigkeit des Modells ist nicht überall gleich: systematische Abweichungen von Modellergebnissen vom rezente Klimamessungen werden durch vergleichende Modellevaluierung erkannt. Für den Untersuchungsraum berechnet REMO östlich der Elbe eher zu niedrige Temperaturwerte (sog. „Kälte-Bias“) und zu hohe Niederschlagwerte (sog. „Niederschlags-Bias„) für das Norddeutsche Tiefland (CSC 2012).

NEURO-FUZZY

Das NEURO-FUZZY-Verfahren diente zur Berechnung von Niederschlagsänderungen im Untersuchungsgebiet. Hierbei wurde die Dynamik von Großwetterlagen, die bei der Berechnung von REMO und ECHAM4 errechnet wurden über einen Index statistisch ausgewertet. Dies wurde dann mit beobachteten Großwetterlagen verglichen, um Modelldefizite zu reduzieren (ebd.).

STAR

STAR (vgl. auch die Folgemodelle STAR II und III) ist ein statistisch basiertes regionales Szenarienmodell, welches am Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung entwickelt wurde. Es verknüpft beobachtete Klimate mit statistischen Methoden über eine sog. Clusteranalyse. Hierbei werden Ähnlichkeiten in den beobachteten und projizierten Klimafaktoren in großen Datenbeständen herausgefiltert. Grundlage ist das ECHAM-A1 Szenario mit +1,5°K bis 2055. Im Unterschied zu den beiden anderen Modellen wurde hier allerdings nicht die Niederschlagsänderung der Makroebene berücksichtigt. Es wurden 100 Simulationen (Varianten) für das rezente und projizierte Klima gerechnet und schließlich über empirische Häufigkeitsverteilung gemittelt. Die Grundidee ist hierbei die Annahme, dass die Häufigkeitsverteilung des simulierten Klimas sich nicht wesentlich vom beobachteten, rezenten Klima unterscheidet.

Zusammenfassung zur Klimaprojektion für das BR

Die verschiedenen Ansätze und zugrundeliegende Modellszenarien führen zu teilweise widersprüchlichen Ergebnissen bei den verschiedenen Modellberechnungen. Der Temperaturtrend ist in allen Modellen einheitlich positiv, der globale Trend setzt sich also auch in den regionalen Modellen fort. Die Bewertung der Niederschlagsentwicklung ist uneinheitlich, während im dynamischen Modell REMO steigende Niederschläge errechnet werden, sind diese im statistischen Modell STAR rückläufig (Tab. 2).

Tabelle 2: Vergleich der Klimamodelle im Elbe-Einzugsgebiet für den Zeitraum 2020-2049 (Referenz: 1990-1999) Eigene Darstellung (Daten aus Wechsung 2005)

REMONEURO FUZZYSTAR
Temperatur-entwicklung+1°Cim Mittel positiv+1,4°C
Besonderheiten Temperaturstarke dekadische Variabilität
Wintermonate erwärmen sich im Vergleich zu den Sommermonaten stärker
ECHAM4 weicht von ECHAM4/REMO Modell abTendenz bereits in der rezentem Klimaentwicklung zu beobachten
Niederschlags-entwicklung+10% im JahresmittelKein klarer TrendTrockener, außer in Kammlagen
Besonderheiten NiederschlagÄnderung der Niederschlagsverteilungen in jeder Dekade, 2030 - 2039 am feuchtesten (+20% in einigen Regionen)Besonders ausgeprägt im Sommer
Tendenz bereits in der rezentem Klimaentwicklung zu beobachten

Dies spiegelt im Wesentlichen die Unsicherheiten von Klimaprojektionen allgemein wieder. Die Ergebnisse lassen auch keine belastbaren Aussagen über die Häufigkeit und Verteilung von Extremereignissen zu. Aufgrund der unterschiedlichen Modellannahmen, werden Extremereignisse für das Untersuchungsgebiet sehr unterschiedlich projiziert. Während Wechsung eine Veränderung der Niederschlagsverteilung und zunehmende Extremereignisse projiziert, finden Glaser et al. (2003) keine Anhaltspunkte für ein vermehrtes Auftreten. Bezogen auf die volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen ist dies aber ein sehr wichtiger Bereich, der durch die verwendeten Klimamodelle nicht erfasst wird - hier besteht noch Forschungsbedarf (Wechsung 2005).

Die Ergebnisse des 5. Sachstandsberichts des IPCC (vgl. Ausarbeitung Nissen: „Der fünfte Sachstandsbericht des IPCC“) zeigen zudem, dass die Modellannahmen laufend aktualisiert werden müssen, um mit dem aktuellen Forschungsstand Schritt zu halten. Insofern sind die Ergebnisse der GLOWA-Elbe Studie nur eine Momentaufnahme des Forschungsstandes der Klimamodellierung für die Elberegion und das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe (ebd.).

Vergleich der Klimaentwicklung mit Modellprojektionen im FFH-Gebiet Mörickeluch

Das FFH-Gebiet „Mörickeluch„ (FFH 2937-302) ist ein Waldmoor, welches sich im in einem Forst südlich von Perleberg im Biosphärenreservates befindet. Vergleicht man die Entwicklung von Klimaelementen des Referenzzeitraums 1961-1990 mit verschiedenen Modellannahmen, so wird erkennbar, dass sich die Ergebnisse der regionalen Klimamodelle auch lokal abbilden lassen.

Abbildung 5: Walterdiagramm und Kenntage für das Mörickeluch (PIK 2009)

Für das Klimaelement Temperatur (Abb. 4) berechnen sowohl trockene als auch feuchte Modellannahmen eine Zunahme von Sommertagen und heißen Tagen (30+°C) bei gleichzeitiger Abnahme von Frost- und Eistagen (Temperatur eines Tages stets unter 0°C).

Abbildung 6: Klimatische Wasserbilanz für das Mörickeluch (PIK 2009)

Für das Klimaelement Niederschlag ist im Vergleich zum Referenzzeitraum von einer ausgeprägten Sommertrockenheit bei tendenziell steigenden Niederschlägen im Winterhalbjahr auszugehen (Abb. 5). Daher ist von einer Veränderung der abiotischen Standortbedingungen im Schutzgebiet „Mörickeluch“ auszugehen. Auch an anderen Standorten im Biosphärenreservat ist der Modelltrend ähnlich (vgl. FFH 3036-306, FFH 3036-302 u. A.)

Fazit

Die Beschreibung regionaler Klimate ist sehr komplex, daher projizieren verschiedenen Modellansätze unterschiedliche, teilweise widersprüchliche Aussagen über die zukünftige Klimaentwicklung und seine Auswirkungen auf das BR. Einig sind sich die Modelle, dass sich das Klima regional verändern wird. Die Erforschung der rezenten und historischen Klimaentwicklung liefert dabei wichtige Hinweise, die in die Modellberechnungen einfließen. Es gilt also aus der Analyse möglichst vieler regionaler Parameter die Eintrittswahrscheinlichkeiten bestimmter Szenarien abzuleiten. Nur so können die ökologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Klimaveränderungen abgeschätzt und adäquate Anpassungsmaßnahmen abgeleitet werden.

Die vergleichende Betrachtung der Klimamodellberechnungen für das Elbe-Einzugsgebiet lässt den Schluss zu, dass von einer Temperaturerhöhung auszugehen ist. Die Klimamodelle beschreiben die Niederschlagsentwicklung jedoch uneinheitlich. Die Bandbreite der Projektionen zeigt jedoch, dass Veränderungen auch im Niederschlagsregime möglich sind und somit bei der Risikobewertung und der Planung von Anpassungsmassnahmen zum antropogenen Klimawandel berücksichtigt werden sollten.

Die Veränderung der Temperatur- und Niederschlagsentwicklung werden mit Sicherheit auch den Zustand und die Entwicklung der Moore und Kopfweiden im Untersuchungsgebiet beeinflussen, dies ist aber durch lokale Standortfaktoren modifiziert. Wissenschaftliche Untersuchungen der regionalen und lokalen Klimate können helfen, Pflege und Management dieser Landschaftselemente zu optimieren.

Quellenverzeichnis

CSC, 2012: Regionale Klimaprojektionen für Europa und Deutschland: Ensemble-Simulationen für die Klimafolgenforschung (No. Report 6)., http://www.climate-service-center.de/imperia/md/content/csc/projekte/csc-report6.pdf.

ENDLICHER, W. & WEISCHET, W., 2000: Regionale Klimatologie. Teil 2. Die Alte Welt: Europa, Afrika, Asien.

FGG ELBE, 2011: Die Elbe und ihr Einzugsgebiet. Broschüre. Online im Internet: http://www.fgg-elbe.de/dokumente/oeffentlichkeitsmaterialien.html?file=tl_files/Download-Archive/Oeffentlichkeitsmaterialien/Flyer_broschueren/2011-05_flyer_fgg-elbe.pdf (Abruf am 12.06.2015)

GLASER, R., BECK, C. & STANGL, H., 2003: Zur Temperatur-und Hochwasserentwicklung der letzten 1000 Jahre in Deutschland. Deutscher Wetterdienst: Klimastatusbericht55-67.

INSTITUT FÜR ATMOSPHÄRE UND UMWELT, UNI FRANKFURT, B., 2008: Klima-Trendatlas Deutschland.

KAPPAS, M., 2009: Klimatologie., Spektrum Akademischer Verlag.

LORENZ, M., 2008: Auswirkungen von Klimaveränderungen auf Bodenwasserhaushalt, Biomasseproduktion und Degradierung von Niedermooren im Spreewald, Dissertation TU Berlin.

PIK POTSDAM, 2009: Klimadaten und Szenarien für Schutzgebiete. Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, http://www.pik-potsdam.de/~wrobel/sg-klima-3/landk/Prignitz.html.

PROJEKTGRUPPE BR, 2006: Rahmenkonzept für das länderübergreifende UNESCO-Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe„, http://www.flusslandschaft-elbe.de/upload/downloads/Rahmenkonzept%%__%%BR%%__%%Flusslandschaft%%__%%Elbe-fertig-April-07.pdf.

WECHSUNG, F., 2005: Konzepte für die nachhaltige Entwicklung einer Flusslandschaft. Bd. 6, Berlin: Weißensee Verl.

WMO, 2014 (27. Oktober): World Meteorological Organization (WMO) Website. , https://www.wmo.int/pages/themes/climate/climate_models.php.


Autor: Lars Schulz

Datum: 18.06.2015


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