{{:banner_small.png|}} <html> <FONT SIZE="5"><center>Kopfweiden und Waldmoore – Kulturlandschaft und Klimaschutz am Beispiel des Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe</center></FONT SIZE="5"> </html>

Unterschiede

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historische_bedeutung_nutzungsmoeglichkeiten [2015/09/22 16:54]
jettesander [3. Die Kopfweide als Kunstobjekt]
historische_bedeutung_nutzungsmoeglichkeiten [2015/09/22 16:58]
jettesander [4. Nutzungsmöglichkeiten der Kopfweide]
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 In alten Geschichtsquellen gibt es vor allem indirekte Hinweise auf die Nutzung von Weiden. Es gibt Hinweise in einigen Quellen, dass die Blätter der Weide schon um 3700 v. Chr. als Futter für Tiere verwendet wurden, und  1100 v. Chr. fand man Belege für Geflechte aus Weideruten bei Zürich (Braun & Konold 1998: 42). Im Niederrheinischen Tiefland gab es seit der Eisenzeit (ca. ab 800 v. Chr.) feuchtes Grünland, das für die Weide gute Bedingungen bot. Im Zuge der Grünlandnutzung hat der Mensch ​ den Teil der Weide geerntet (Triebe), der wirtschaftlich am besten zu verwenden ist (Staudt 1988: 13f). In alten Geschichtsquellen gibt es vor allem indirekte Hinweise auf die Nutzung von Weiden. Es gibt Hinweise in einigen Quellen, dass die Blätter der Weide schon um 3700 v. Chr. als Futter für Tiere verwendet wurden, und  1100 v. Chr. fand man Belege für Geflechte aus Weideruten bei Zürich (Braun & Konold 1998: 42). Im Niederrheinischen Tiefland gab es seit der Eisenzeit (ca. ab 800 v. Chr.) feuchtes Grünland, das für die Weide gute Bedingungen bot. Im Zuge der Grünlandnutzung hat der Mensch ​ den Teil der Weide geerntet (Triebe), der wirtschaftlich am besten zu verwenden ist (Staudt 1988: 13f).
 In dem lateinischen Ratgeber „Über die Landwirtschaft“ des aus Südspanien stammenden römischen Tribuns und Schriftstellers Culumella (gestorben 70 n.Chr.) wird beschrieben,​ wie und wann man Weiden setzen und später köpfen kann, um sie als Rebstock-Bänder zu nutzen. Teilweise geht man heute noch nach den Anweisungen Culumellas vor (ebd.: 13f). Frühe Erwähnungen wurden in einer undatierten deutschen Urkunde entdeckt, welche wahrscheinlich zwischen 1184 bis 1203 aufgesetzt wurde. 1341 werden Kopfweiden im Tennebacher Güterbuch erwähnt: „ein mansmat (ein Morgen Wiese) under den kuppelvelwan (Kopfweiden)”. Darin werden von einem Mönch vor allem Besitzverhältnisse zur damaligen Zeit beschrieben (Braun & Konold 1998: 41). In dem lateinischen Ratgeber „Über die Landwirtschaft“ des aus Südspanien stammenden römischen Tribuns und Schriftstellers Culumella (gestorben 70 n.Chr.) wird beschrieben,​ wie und wann man Weiden setzen und später köpfen kann, um sie als Rebstock-Bänder zu nutzen. Teilweise geht man heute noch nach den Anweisungen Culumellas vor (ebd.: 13f). Frühe Erwähnungen wurden in einer undatierten deutschen Urkunde entdeckt, welche wahrscheinlich zwischen 1184 bis 1203 aufgesetzt wurde. 1341 werden Kopfweiden im Tennebacher Güterbuch erwähnt: „ein mansmat (ein Morgen Wiese) under den kuppelvelwan (Kopfweiden)”. Darin werden von einem Mönch vor allem Besitzverhältnisse zur damaligen Zeit beschrieben (Braun & Konold 1998: 41).
-Da im Mittelalter ein Raubbau an Wäldern stattfand, wurde von den  Landesherren Forstordnungen mit dem Ziel erlassen, den  Holzverbrauch zu reduzieren. Das sollte durch die Pflanzung von Weiden durch die Landesbevölkerung erreicht werden. In Mannheim wurde dies schon 1490 getan und in anderen Ordnungen von 1596, 1605 und weiteren Jahren wurden Anweisungen zum Anpflanzen von Weiden und „Felben“ (Kopfweiden) gegeben. Kopfweiden sollten nicht mehr gefällt, sondern nur die Triebe genutzt werden,um so der Waldzesrtörung ​entgegen zu wirken(ebd.:​ 49).+Da im Mittelalter ein Raubbau an Wäldern stattfand, wurde von den  Landesherren Forstordnungen mit dem Ziel erlassen, den  Holzverbrauch zu reduzieren. Das sollte durch die Pflanzung von Weiden durch die Landesbevölkerung erreicht werden. In Mannheim wurde dies schon 1490 getan und in anderen Ordnungen von 1596, 1605 und weiteren Jahren wurden Anweisungen zum Anpflanzen von Weiden und „Felben“ (Kopfweiden) gegeben. Kopfweiden sollten nicht mehr gefällt, sondern nur die Triebe genutzt werden,um so der Waldzerstörung ​entgegen zu wirken(ebd.:​ 49).
 Über den Holzmangel und die daraus resultierende Verwendung der Kopfweide lässt sich indirekt aus der Hausväterliteratur,​ ca. 16. Jhd. bis ins 18. Jhd., schließen. Sie beschrieb alle land- und hauswirtschaftlichen Tätigkeiten,​ die ein/e  „Hausvater/​-mutter” eines landwirtschaftlichen Betriebes machen musste. Über den Holzmangel und die daraus resultierende Verwendung der Kopfweide lässt sich indirekt aus der Hausväterliteratur,​ ca. 16. Jhd. bis ins 18. Jhd., schließen. Sie beschrieb alle land- und hauswirtschaftlichen Tätigkeiten,​ die ein/e  „Hausvater/​-mutter” eines landwirtschaftlichen Betriebes machen musste.
 Die botanische Systematisierung und die ausführlichere Beschreibung von Anbau und der Pflege von Kopfweiden nahm im 18. Jahrhunderts zu. Der Holzmangel und der Bedarf an Baumaterialien,​ z.B. für den Schiff- und Hausbau und für verschiedene Handwerksbereiche,​ geben indirekt Auskunft, dass auch zu dieser Zeit die Kopfweide sehr verbreitet war. Holz war zu dieser Zeit der bedeutendste Rohstoff, deshalb wurde der Zeitabschnitt vom Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert auch als „hölzernes Zeitalter“ ​ bezeichnet (ebd.). Die botanische Systematisierung und die ausführlichere Beschreibung von Anbau und der Pflege von Kopfweiden nahm im 18. Jahrhunderts zu. Der Holzmangel und der Bedarf an Baumaterialien,​ z.B. für den Schiff- und Hausbau und für verschiedene Handwerksbereiche,​ geben indirekt Auskunft, dass auch zu dieser Zeit die Kopfweide sehr verbreitet war. Holz war zu dieser Zeit der bedeutendste Rohstoff, deshalb wurde der Zeitabschnitt vom Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert auch als „hölzernes Zeitalter“ ​ bezeichnet (ebd.).
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 Die Kunst  ist ein wichtiger Beweis dafür, dass es Kopfweiden schon im Mittelalter gab. Sie sind nicht nur auf Bildern zu sehen, sondern werden auch in der Literatur thematisiert. So  wird die Weide z.B. in einem Gedicht des Holländers Jakob von Maerlant (1235- 1300) erwähnt. Die Kunst  ist ein wichtiger Beweis dafür, dass es Kopfweiden schon im Mittelalter gab. Sie sind nicht nur auf Bildern zu sehen, sondern werden auch in der Literatur thematisiert. So  wird die Weide z.B. in einem Gedicht des Holländers Jakob von Maerlant (1235- 1300) erwähnt.
-Im Mittelalter stieg die Anzahl von Bildern mit Kopfweiden sprunghaft an, da es eine  gesellschaftliche Veränderung durch den wirtschaftlichen Aufschwung ​angetriben ​durch Kaufleute und Handwerker gab. Kaufherren, Gilden und Zünfte gaben nun Bilder mit weltlichen Themen in Auftrag, während Vertreter der Kirche und des Adels weiterhin religiöse Themen in den Mittelpunkt künstlerischer Tätigkeit stellten (Staudt 1988: 17f).+Im Mittelalter stieg die Anzahl von Bildern mit Kopfweiden sprunghaft an, da es eine  gesellschaftliche Veränderung durch den wirtschaftlichen Aufschwung ​angetrieben ​durch Kaufleute und Handwerker gab. Kaufherren, Gilden und Zünfte gaben nun Bilder mit weltlichen Themen in Auftrag, während Vertreter der Kirche und des Adels weiterhin religiöse Themen in den Mittelpunkt künstlerischer Tätigkeit stellten (Staudt 1988: 17f).
 Welche große Bedeutung Kopfweiden im späten Mittelalter und besonders in Frankreich gehabt haben müssen, zeigt zum Beispiel das Stundenbuch des Herzogs von Berry (um 1400), in dem vier von zwölf Monatsbilder Kopfweiden zeigen. Bedeutsam in diesem Zusammenhang ist auch die Weltchronik von Schedel (1493), in der beschrieben wird, dass Gräben und Flüsse von Kopfbäumen begleitet werden und dass die abertausende Kilometer von Zäunen, die sich durch die Landschaft ziehen, wohl zum größten Teil von Kopfweiden stammen. Ergänzt wurde der Text mit  Bildern mit Kopfweiden des Maler Pieter Brueghel (1525/​30-1569). Kein anderes Land hat mehr Gemälde von Kopfweiden hervorgebracht als Holland. Andere bekannte Beispiele von Kopfweiden in der Kunst sind das Gemälde des Malers Florinus „Kopfweiden in Wasserwiesen“ (1705) oder „Weiden im Sonnenuntergang“ (1888) von van Gogh. All diese Bilder und Erwähnungen in der Literatur lassen darauf schließen, dass die Kopfweide über die Jahrhunderte sehr verbreitet war (Braun & Konold 1998: 46ff). Welche große Bedeutung Kopfweiden im späten Mittelalter und besonders in Frankreich gehabt haben müssen, zeigt zum Beispiel das Stundenbuch des Herzogs von Berry (um 1400), in dem vier von zwölf Monatsbilder Kopfweiden zeigen. Bedeutsam in diesem Zusammenhang ist auch die Weltchronik von Schedel (1493), in der beschrieben wird, dass Gräben und Flüsse von Kopfbäumen begleitet werden und dass die abertausende Kilometer von Zäunen, die sich durch die Landschaft ziehen, wohl zum größten Teil von Kopfweiden stammen. Ergänzt wurde der Text mit  Bildern mit Kopfweiden des Maler Pieter Brueghel (1525/​30-1569). Kein anderes Land hat mehr Gemälde von Kopfweiden hervorgebracht als Holland. Andere bekannte Beispiele von Kopfweiden in der Kunst sind das Gemälde des Malers Florinus „Kopfweiden in Wasserwiesen“ (1705) oder „Weiden im Sonnenuntergang“ (1888) von van Gogh. All diese Bilder und Erwähnungen in der Literatur lassen darauf schließen, dass die Kopfweide über die Jahrhunderte sehr verbreitet war (Braun & Konold 1998: 46ff).
  
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 Durch ihre Biegsamkeit sind Weidenruten in vielen Bereichen einsetzbar. Zu berücksichtigen ist lediglich die unterschiedliche Dicke der Ruten. Sie können zum Befestigen von Uferböschungen genutzt werden und frisch eingepflanzt,​ treiben sie wieder aus, was eine bessere Festigkeit bewirkt und einen optischen Anreiz schafft. Auch für den Küstenschutz eignen sich Weidenruten hervorragend. Diese Nutzung der Weidenruten wird auch heute noch vereinzelt angewendet. Historische Verwendungen,​ die ebenfalls heute noch zu finden sind, sind z.B. die Verwendung der Ruten als Flechtmaterial für Körbe und Fachwerkfüllungen,​ Binderuten zum Festbinden von Wein oder Tabak, Verwendung als Zäune, im Wasserbau (Dämme, Wassergebäude usw.), als Kohle (Zeichenkohle und Schießpulver) und noch viele andere Möglichkeiten (Braun & Konold 1998: 65ff). Durch ihre Biegsamkeit sind Weidenruten in vielen Bereichen einsetzbar. Zu berücksichtigen ist lediglich die unterschiedliche Dicke der Ruten. Sie können zum Befestigen von Uferböschungen genutzt werden und frisch eingepflanzt,​ treiben sie wieder aus, was eine bessere Festigkeit bewirkt und einen optischen Anreiz schafft. Auch für den Küstenschutz eignen sich Weidenruten hervorragend. Diese Nutzung der Weidenruten wird auch heute noch vereinzelt angewendet. Historische Verwendungen,​ die ebenfalls heute noch zu finden sind, sind z.B. die Verwendung der Ruten als Flechtmaterial für Körbe und Fachwerkfüllungen,​ Binderuten zum Festbinden von Wein oder Tabak, Verwendung als Zäune, im Wasserbau (Dämme, Wassergebäude usw.), als Kohle (Zeichenkohle und Schießpulver) und noch viele andere Möglichkeiten (Braun & Konold 1998: 65ff).
-Gegenwärtig ist  die Nachfrage nach schnell wachsenden Bäumen wie der Weide  hoch, da Holz als erneuerbaren Energine ​wieder eine große Rolle spielt. Zum Beispiel findet die Weide bei der Pelletsverarbeitung wieder neue Beliebtheit (Diermann 2010). Eine andere neuere Verwendung ist die Bodensanierung. Weiden können Böden Schwermetalle,​ wie Cadmium, ​ entziehen und in den Blättern speichern. Im Vergleich zur konventionellen Methode in der Bodensanierung,​ dem Abtragen des Bodens, ist dies ökologischer und kostengünstiger (Weitlaner 2002).+Gegenwärtig ist  die Nachfrage nach schnell wachsenden Bäumen wie der Weide  hoch, da Holz als erneuerbare Energie ​wieder eine große Rolle spielt. Zum Beispiel findet die Weide bei der Pelletsverarbeitung wieder neue Beliebtheit (Diermann 2010). Eine andere neuere Verwendung ist die Bodensanierung. Weiden können Böden Schwermetalle,​ wie Cadmium, ​ entziehen und in den Blättern speichern. Im Vergleich zur konventionellen Methode in der Bodensanierung,​ dem Abtragen des Bodens, ist dies ökologischer und kostengünstiger (Weitlaner 2002).
  
  

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